Erfolgreiche gehörlose und schwerhörige Menschen im Beruf

Arbeits- und Lebenswelten, Bildungsgeschichten und Personen

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Bildungsweg

32 gehörlose und schwerhörige Menschen haben an unserer Untersuchung teilgenommen.
Wir haben alle Teilnehmer nach ihrem Bildungsweg gefragt.
Der Bildungsweg hat verschiedene Abschnitte:

  1. Schule
  2. Ausbildung
  3. Studium
  4. Weiterbildung
  5. Lernstrategien (= WIE lernt man am besten?)

1. Schule

Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer war auf einer Förderschule für hörgeschädigte Kinder.
Etwas weniger als die Hälfte der Teilnehmer war auf einer Regelschule.
(Regelschule = Schule für Kinder ohne eine Behinderung)

Welche Erfahrungen haben die Teilnehmer in der Förderschule gemacht?

Gute Erfahrungen:
Ein Drittel der ehemaligen Förderschüler sagt:
Wir haben in der Förderschule viel gelernt und wurden gut auf den Beruf vorbereitet.

Schlechte Erfahrungen:
Ein Drittel sagt aber auch: Die Förderschule war nicht gut.
Wir mussten viel alleine lernen und sehr fleißig sein, damit wir eine gute Ausbildung machen konnten.

Das letzte Drittel der ehemaligen Förderschüler hat weder gute noch schlechte Erfahrungen gemacht.

Welche Erfahrungen haben die Teilnehmer in der Regelschule gemacht?

Gute Erfahrungen:
Nur sehr wenige Teilnehmer hatten eine gute Zeit in der Regelschule.
Gut war, wenn die Lehrer auf die Hörschädigung Rücksicht genommen hatten.

Schlechte Erfahrungen:
Für die meisten der ehemaligen Regelschüler war die Regelschule nicht gut.
Sie mussten viel alleine lernen und zuhause viel nachlesen.
Die meisten hatten auch keine Freunde unter den hörenden Mitschülern.
Sie waren viel allein.

2. Ausbildung

19 Teilnehmer haben eine Berufsausbildung gemacht.
9 Teilnehmer von diesen haben danach noch ein Studium gemacht.
Etwa zwei Drittel der Teilnehmer haben ihre Ausbildung an einer Berufsschule für Hörende gemacht.
Etwa ein Drittel hat die Ausbildung an einer Berufsschule für gehörlose und schwerhörige Jugendliche gemacht.

Berufsschule für gehörlose und schwerhörige Jugendliche

Die Berufsschule für hörbehinderte Jugendliche war sehr gut.
Alle Teilnehmer haben hier viel lernen können.
Es gab kleine Klassen.
Die Lehrer haben langsam und deutlich gesprochen und auch Gebärden verwendet.

Berufsschule für hörende Jugendliche

12 Teilnehmer waren in der Berufsschule für Hörende.
Sie mussten, genauso wie in der Regelschule, viel alleine lernen.
Nur 2 Teilnehmer haben Gebärdensprachdolmetscher oder Mitschreibkräfte bekommen.

Ausbildungsstätte

In der Ausbildungsstätte hatte keiner eine besondere Unterstützung wegen der Hörbehinderung.

3. Studium

22 Teilnehmer haben ein Studium gemacht an einer Universität oder an einer Hochschule.

Was war eine Hilfe im Studium?

  • Wenn die Professoren und die Mitstudenten wussten, was eine Hörschädigung für die Kommunikation bedeutet.
  • Wenn Mitschreibkräfte oder Dolmetscher da waren.
  • Wenn es noch andere gehörlose und schwerhörige Studenten gab.
  • Wenn die Universität oder die Hochschule klein war und es nicht so viele Studenten gab.
  • Wenn die gehörlosen und schwerhörigen Studenten sehr gut lesen konnten und auch schwierige Texte verstehen konnten.
  • Wenn die gehörlosen und schwerhörigen Studenten gut schreiben konnten.
  • Wenn die gehörlosen und schwerhörigen Studenten selbstständig waren und wichtige Hilfen selbst organisieren konnten.

4. Weiterbildung

Fast alle Teilnehmer der Untersuchung sagen: Weiterbildung ist für den Erfolg im Beruf sehr wichtig!
Sie machen möglichst viele Weiterbildungen.

Wichtige Ziele für die Weiterbildung

  • Neue Entwicklungen für die Arbeit lernen, zum Beispiel ein neues Computerprogramm.
  • Lernen, wie man im Beruf weiterkommt, wie man zum Beispiel ein Team leitet.
  • Lernen, wie man besser miteinander sprechen kann, zum Beispiel in einem Kommunikationstraining.

Einige Teilnehmer wünschen, dass es mehr Weiterbildung speziell für gehörlose und schwerhörige Menschen gibt.

5. Lernstrategien

22 Teilnehmer haben erzählt, WIE sie am besten gelernt haben.
Dabei gibt es 2 Möglichkeiten

a) Alleine lernen, zum Beispiel:

  • Bücher lesen, viele Mitschriften lesen,
  • im Internet Informationen suchen.

b) Mit anderen Menschen lernen, zum Beispiel:

  • Man trifft sich regelmäßig mit anderen Schülern oder Studenten in Lerngruppen.
  • Man bestellt Dolmetscher oder eine Mitschreibkraft.
  • Man hat einen Tutor. Das ist meist ein Student aus einem höheren Semester.
  • Man hat einen Mentor.

Ein Mentor hat schon Erfahrungen in einem Beruf.
Er gibt Ratschläge bei der Berufsausbildung oder am Anfang in einem Beruf.

Am besten ist es, wenn sich beide Arten des Lernens ergänzen.